Dozenten: Dr. Milatz (1),  PD Dr. Rosenthal (2),  PD Dr. Günzel (3,4), PD Dr. Amasheh (5),  PD Dr. Mankertz (Thema 6-8),

Ort: Bibliothek des Instituts für Klinische Physiologie, CBF Haupthaus, Aufzug 17 oder 18,  5. Stock, rechts, Raum 5740

Qualifikationsziele:

Fortgeschrittene Kenntnisse über aktuelle pathophysiologische Fragestellungen und über klassische und moderne Methoden, mit denen diese Fragestellungen in der aktuellen Forschung bearbeitet werden.

Inhalte:

Vorlesung:

1. Ein Blick in die Zelle – Konfokale Laserscanning-Mikroskopie

Der Nachweis membranständiger Tight Junction-Proteine mit molekularbiologischen Methoden erlaubt noch keine Rückschluss auf den tatsächlichen Einbau in die Tight Junction-Barriere. Hierzu bedarf es optischer Techniken. Ausgehend von der klassischen Licht- bzw. Fluoreszenzmikroskopie wird die Methode der konfokalen Laserscanning-Mikroskopie (CLSM) mit Bezug auf zellbiologische Forschung präsentiert. Als Fortschritt gegenüber der Lichtmikroskopie ermöglicht die CLSM durch „optical sectioning“ die dreidimensionale Darstellung von räumlichen Strukturen. Das Prinzip wird anhand verschiedener baulicher Ausführungen sowie Anwendungen erläutert und eine Einführung in die praktische Anwendung am Gerät (Zeiss LSM 510 Meta) gegeben. 

2. Anwendungsmöglichkeiten von Fluoreszenzfarbstoffen

Die Entwicklung und Anwendung von Fluoreszenzfarbstoffen schafft für die biomedizinische Forschung eine beträchtliche Erweiterung der Untersuchungsmöglichkeiten. Die Anwendung von Fluoreszenzfarbstoffen – z.B. zusammen mit spezifischen Antikörpern, erlauben exakte Markierungen und damit präzise Lokalisierungen von Zellbestandteilen. Fluoreszenzfarbstoffe ermöglichen die Aufklärung von Signalübertragungen, Stoffwechselwegen und Genexpression. Ratiometrische Fluoreszenzmessungen erlauben die quantitative Bestimmung intrazellulärer Parameter, wie intrazellulärer Ionenkonzentrationen oder pH-Wert.  

3./4. Zur Struktur- auch die Funktionsanalyse –  Elektrophysiologische Bestimmung von Transport- und Barriereeigenschaften

Untersuchungen zur Bildung der epithelialen Barriere durch Tight Junction-Proteine erfolgen zunächst durch molekularbiologische (Themen 1-3 und 5) und fluoreszenzoptische Methoden (Thema 6). Um aber zu untersuchen, was z.B. die stabile Transfektion eines Tight Junction-Proteins für die Barriere- bzw. Poreneigenschaften des Epithels bewirkt, bedarf es elektrophysiologischer Methoden. Neben allgemeinen Grundlagen der Elektrophysiologie werden zwei Standardtechniken und zwei avancierte Methoden in ihrer Anwendung dargestellt: 1. Ussing-Kammertechnik, 2. Patch clamp-Technik (incl. Weiterentwicklungen zu automatisierten patch clamp-Systemen z.B. zum Screening von Ionenkanalblockern), 3. Impedanzanalyse zur Messung der vertikalen Distribution der epithelialen Leitfähigkeit, 4. Conductance scanning zur Messung der horizontalen Distribution der epithelialen Leitfähigkeit.  

5. Die Kinetik molekularer Wechselwirkungen – Das Biacore-Verfahren

Eine aktuelle wissenschaftliche Fragestellung ist die Bestimmung der Wechselwirkung porenbildender und abdichtender Tight Junction-Proteine benachbarter Epithelzellen. Die Messung der Oberflächenplasmonenresonanz (SPR, surface plasmon resonance, Biacore-Verfahren) ist eine effiziente Technik zur Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen Biomolekülen in Echtzeit. Einer der Reaktanden wird auf der Oberfläche eines Sensorchips immobilisiert und ein zweiter Reaktand strömt über die Oberfläche dieses Chips. Die Plasmonenresonanz kann nun genutzt werden, um eine Änderung des Brechungsindex, verursacht durch Massenänderungen an der Oberfläche des Chips, zu detektieren. Fortlaufende Beobachtung des Signals erlaubt eine Verfolgung der Bindungskinetik in Echtzeit. Aus den gewonnenen Daten können kinetische Parameter bestimmt werden. Im Kurs wird eine modellhafte Anwendung durchgeführt.  

6. Vom Protein zum Gen und zurück – Grundlagen gentechnischer Verfahren

Ausgehend von einem Protein-of-interest werden die grundlegenden Verfahren zur Iden­tifizierung der zugrundeliegenden genetischen Information und der Möglichkeiten zur rekombinanten Expression beschrieben. Im Einzelnen werden hier die Herstellung spezifischer Antikörper, das Anlegen und Screenen repräsentativer cDNA-Bibliotheken und die Expression rekombinanter Proteine besprochen. Grundlegende molekularbiologische und gentechnische Verfahren wie der Einsatz von Restriktionsenzymen, Polymerase-Kettenreaktion, elektrophoretische Verfahren, Klonierungstechniken, Transformation in pro- und eukaryontische Wirtssysteme sowie DNA-Sequenzierung werden anhand von Beispielen erläutert. Weiterhin werden Sicherheitsaspekte bei gentechnischen Arbeiten besprochen.

7. Ein Schalter für Gene – Methoden zur funktionelle Analyse der Genregulation

Aus der Identifikation der genetischen Information für ein Protein ergibt sich die Möglichkeit zur Ermittlung der Genstruktur. Hieraus können zum Einen die Exon/Intron-Struktur eines Gens und die damit verbundenen (alternativen) Splicing-Vorgänge bestimmt werden. Zum Anderen sind damit die für die konstitutive und differentielle Regulation der Genexpression wichtigen Nukleinsäuresequenzen zugänglich und können in entsprechenden Experimenten funktionell charakterisiert werden. Es wird die Identifizierung der stromaufwärts des Transkriptionsstartpunktes eines Genes gelegenen „Schaltzentrale“ (Promotor und Transkriptionsfaktor-Bindungsstellen) anhand von zwei grundlegenden Verfahren (Genome Walking, Screening genomischer Datenbanken) erläutert. Auf der Grundlage der im ersten Teil besprochenen Techniken wird die Klonierung der regulatorischen Sequenzen in Luziferase-Reportergenplasmide und der funktionelle Nachweis der Promotor-Aktivität im eukaryontischen Zellkultursystem beschrieben. Weitere Themen sind die Mutagenese putativer Transkriptionsfaktor-Bindungsstellen sowie der Nachweis der Bindung im Electrophoretic Mobility Shift Assay (EMSA).

8. Chromas, LaserGene und Co. – Molekularbiologische Analysesoftware in der Praxis

Die Analyse von Sequenzdaten wird durch eine große Anzahl molekularbiologischer Analysesoftware unterstützt. In einer Auswahl wird hier der praktische Einsatz geeigneter Programme anhand der in den ersten beiden Teilen besprochenen Fragestellungen erläutert. Beginnend bei der Evaluation von Rohdaten aus der Nukleinsäuresequenzierung werden im weiteren die Möglichkeiten eines modularen Software-Paketes bei der Analyse der Primärsequenz sowie der Planung und Dokumentation gentechnischer Experimente besprochen.